Wenn plötzlich alles auf deinen Schultern lastet
- info119720
- vor 2 Tagen
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Wie du mit ungewollten Zusatzaufgaben achtsam umgehst
Es ist ein Gefühl, das viele kennen – und das dennoch oft im Verborgenen bleibt: Der Kollege oder die Kollegin verabschiedet sich aus dem Team, aber niemand Neues kommt nach. Die Aufgaben verschwinden nicht. Sie landen – ganz leise – bei denen, die bleiben.
Vielleicht kennst du diese Situation auch. Du sitzt da, der Stapel auf deinem Schreibtisch wird höher, deine Termine enger, und du fragst dich irgendwann: Wie soll ich das noch alles schaffen? Warum fühlt sich das plötzlich so schwer an?
In meiner Arbeit als Heilpraktikerin für Psychotherapie erlebe ich genau diese Themen immer wieder bei Klientinnen und Klienten. Und oft ist nicht nur der Stress das Problem – sondern das Gefühl, keine Wahl zu haben. Die Verantwortung wächst, aber die Anerkennung bleibt aus. Und irgendwo auf diesem Weg verliert man sich selbst aus dem Blick.
Dabei sind gerade solche Phasen entscheidend: Nicht, um noch mehr zu leisten. Sondern um innezuhalten. Um bewusst zu spüren, wo deine Grenzen liegen – und wie du dich selbst darin achtsam schützen kannst.
Hier ein paar Gedanken, die dir helfen können, gut mit zusätzlichen Anforderungen umzugehen, ohne dich selbst dabei zu verlieren:
1. Spüre ehrlich hin: Wo stehst du gerade?
Bevor du „Ja“ sagst – halte inne. Nicht, um aus Prinzip abzulehnen, sondern um dir selbst eine wichtige Frage zu stellen: Was ist im Moment wirklich leistbar für mich – emotional, körperlich, mental?
Schreib es auf, wenn dir das hilft. Manchmal bringt das Klarheit. Wo brennt es schon? Was nährt dich – und was laugt dich aus?
2. Achte auf die leisen Warnzeichen
Ständige Erschöpfung, Gereiztheit, innere Unruhe, das Gefühl von Ohnmacht – das sind keine „Schwächen“. Es sind Signale. Und sie wollen gehört werden. Wenn du bemerkst, dass du dich ständig überforderst, frage dich: Wo kann ich entlasten? Und was darf ich loslassen?
3. Sprich deine Wahrheit aus – liebevoll und klar
Ein Gespräch mit der Führungskraft fällt oft schwer – gerade dann, wenn man den Eindruck hat, einfach „funktionieren“ zu müssen. Aber du darfst Fragen stellen. Du darfst sagen: „Ich übernehme gerne Verantwortung – aber was bedeutet das konkret für mich?“
Erlaube dir, auch zu benennen, wenn du an eine Grenze kommst. Echtes Miteinander entsteht nicht durch Schweigen, sondern durch Offenheit.
4. Räume dir bewusst Zeitfenster ein
Neue Aufgaben brauchen Struktur – und vor allem auch Raum. Prüfe: Was kann neu sortiert werden? Was darf aufgeschoben oder delegiert werden? Und ganz wichtig: Plane Zeiten der Erholung ein – nicht erst, wenn der Körper streikt, sondern als Teil deiner Verantwortung dir selbst gegenüber.
5. Sag Nein – mit Herz und Haltung
Ein „Nein“ bedeutet nicht Ablehnung. Es ist ein „Ja“ zu dir selbst. Du kannst Angebote machen, Alternativen vorschlagen oder klar benennen, was derzeit nicht tragbar ist. Ein liebevoller Umgang mit dir selbst beginnt oft mit einem ehrlichen „So schaffe ich das nicht.“
6. Erkenne deinen eigenen Wert
Wenn du dauerhaft mehr leistest, darfst du auch mehr erwarten. Ob es Anerkennung ist, eine faire Anpassung deiner Rolle oder einfach das Gefühl, gesehen zu werden: Dein Engagement hat einen Wert. Und dieser Wert darf benannt werden.
Ein achtsamer Umgang mit Belastung beginnt mit Selbstwahrnehmung.
Wenn du merkst, dass dir alles über den Kopf wächst, wenn du deine Freude verlierst oder dich selbst kaum noch spürst, dann ist es Zeit, etwas zu verändern. Du darfst das. Du musst nicht alles schaffen. Und du bist nicht allein.
In meiner Praxis begleite ich Menschen, die sich in genau solchen Umbruchphasen befinden – beruflich wie persönlich. Gemeinsam finden wir heraus, wo du wieder atmen kannst. Und wie du dein Gleichgewicht zurückgewinnst – Schritt für Schritt, in deinem Tempo.
Weil Gesundheit mehr ist als die Abwesenheit von Krankheit – sie beginnt mit dem Mut, gut für sich selbst zu sorgen.

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