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Gutes und schlechtes Ghosting – Warum Ghosting nicht immer schlecht ist

  • info119720
  • 11. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 7 Tagen

Von Herzen verschwinden – oder aus Angst?


„Ghosting“ – ein Begriff, der in den letzten Jahren in aller Munde ist. Menschen verschwinden plötzlich aus unserem Leben. Ohne Erklärung. Ohne Abschied. Einfach weg. Für viele meiner Klientinnen und Klienten ist das eine der schmerzhaftesten Erfahrungen im zwischenmenschlichen Miteinander. Zurück bleibt Leere, Wut, Selbstzweifel. Und doch: Ghosting ist nicht gleich Ghosting. Es gibt eine andere Seite – eine, über die wir seltener sprechen. Eine Seite, die zeigt, dass nicht jedes Schweigen gleich verletzend, feige oder grausam ist. Manchmal ist Ghosting auch ein stiller Akt der Selbstfürsorge.


Das destruktive Ghosting – Der Schmerz der plötzlichen Abwesenheit


Wir alle kennen diese Form: Zwei Menschen lernen sich kennen, tauschen sich aus, bauen Vertrauen auf – und plötzlich reißt der Kontakt ab. Keine Nachricht mehr. Keine Antwort. Kein Lebenszeichen. Die Zurückgelassenen durchleben oft eine emotionale Achterbahn: Habe ich etwas falsch gemacht? Bin ich nicht genug? Warum hat er oder sie nicht einfach ehrlich mit mir gesprochen?


Dieses Ghosting ist ein emotionaler Schlag. Es verhindert gesunde Verarbeitung, blockiert den Abschluss und nagt am Selbstwert. Als Heilpraktikerin für Psychotherapie begegne ich häufig Menschen, die genau daran zerbrechen: Nicht nur am Verlust, sondern an der Sprachlosigkeit. Der fehlenden Würdigung ihrer Gefühle. Dem abrupten Ende ohne Erklärung.


Und doch: Es gibt auch das andere Ghosting. Das achtsame. Das gesunde. Das schützende.

Das heilsame Ghosting – Ein stiller Akt der Selbstfürsorge


Stell dir vor, du befindest dich in einer Verbindung – sei es eine Freundschaft, ein berufliches Umfeld oder eine Partnerschaft – in der deine Grenzen immer wieder überschritten werden. Du sprichst sie an, wirst aber nicht gehört. Du wirst manipuliert, emotional erpresst oder ständig klein gemacht. Irgendwann wird dir klar: Worte reichen nicht mehr. Und dann gehst du. Ohne Diskussion, ohne Drama, ohne Erklärung. Einfach leise. Für dich.


Dieses „Ghosting“ ist keine Schwäche, sondern Stärke. Es ist ein Schutzmechanismus. Ein Aufstehen für sich selbst. Denn nicht jeder Mensch, dem wir eine Erklärung schulden, hat auch das Recht, sie von uns zu verlangen – besonders dann nicht, wenn er oder sie unsere Grenzen systematisch verletzt hat.


Gerade für Menschen mit traumatischen Vorerfahrungen kann es ein wichtiger Schritt in der Heilung sein, sich bewusst aus toxischen Verbindungen zu lösen. Manchmal muss man verschwinden, um sich selbst wiederzufinden.


Ghosting ist ein Spiegel – und eine Einladung zur Reflexion


Ob gutes oder schlechtes Ghosting – es hinterlässt Fragen. Für den Ghoster wie für den Geghosteten. Warum habe ich den Kontakt abgebrochen? Warum wurde ich verlassen? Was hat es mit mir gemacht?


Diese Fragen verdienen Raum. Sie wollen gesehen, gefühlt und verstanden werden. In meiner Praxis begleite ich Menschen dabei, diesen Schmerz einzuordnen – ohne ihn zu beschönigen, aber auch ohne vorschnelle Verurteilung. Denn manchmal braucht es Mut, zu gehen. Und manchmal braucht es noch mehr Mut, zurückzublicken und zu verstehen.


Fazit: Ghosting ist nicht schwarz-weiß


Ghosting ist nicht per se feige, böse oder lieblos. Es kann zerstören, aber auch schützen. Es kann uns brechen – oder retten. Wichtig ist, dass wir lernen zu unterscheiden: Wann ist ein stiller Rückzug ein Akt der Verantwortungslosigkeit? Und wann ein Akt der Selbstliebe?


Letztlich geht es immer um das: Kommunikation. Mit anderen – und vor allem mit uns selbst. Was brauche ich? Wo sind meine Grenzen? Und wie kann ich sie wahren, ohne andere zu verletzen – oder mich selbst zu verlieren?


Vielleicht ist Ghosting manchmal keine Flucht, sondern eine leise Form des Heilens.




ree

 
 
 

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