Vorsicht bei abwertenden Komplimenten
- info119720
- vor 4 Stunden
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– Wenn Lob eigentlich verletzt
Wir alle lieben es, gelobt zu werden. Ein aufrichtiges Kompliment kann unser Herz erwärmen, uns motivieren und unser Selbstwertgefühl stärken. Doch manchmal steckt hinter scheinbar freundlichen Worten eine ganz andere Botschaft – subtil, unterschwellig, verletzend.
Immer wieder treffe ich auf Frauen, die von kleinen Sätzen tief berührt, manchmal sogar verunsichert sind. Sätze, die auf den ersten Blick wie Komplimente wirken, aber beim genaueren Hinsehen eine ganz andere Botschaft tragen.
Viele von uns kennen solche Aussagen:
„Für eine Frau bist du sehr praktisch veranlagt.“
„Für dein Alter siehst du gut aus.“
„Du bist ja gar nicht so nervig, wie ich erwartet hätte.“
„Du bist überraschend klug für deinen Job.“
Was dann folgt, ist oft ein leises Seufzen, ein verunsichertes Lächeln – und man spürt, wie diese Worte wie kleine Nadelstiche wirken. Sie transportieren subtil: „Du bist gut… aber eigentlich nicht ganz genug.“
Warum wir sie kaum erkennen
Wir möchten freundlich sein, möchten den anderen nicht verletzen, also lächeln wir. Viele abwertende Komplimente kommen verpackt in Humor oder vermeintliche Bewunderung. Manchmal vergehen Sekunden, bis wir überhaupt merken, dass wir gerade bewertet wurden.
Den Unterschied spüren
Es beginnt damit, innezuhalten und zu spüren: Wie wirkt dieses „Lob“ auf mich? Freude? Stolz? Oder ein Ziehen im Bauch, ein kleines „Huch, Moment mal…“? Unsere Gefühle sind ein verlässlicher Kompass. Sie sagen uns: Hier wird gerade mein Selbstwert infrage gestellt – subtil, aber spürbar.
Souverän und humorvoll reagieren
Es ist möglich, diese Momente zu nutzen, um sich selbst zu stärken – und dabei trotzdem charmant zu bleiben. Beispiele aus meiner Praxis:
Neutral anerkennen: „Danke für dein Feedback.“ – ohne sich zu rechtfertigen oder zu klein zu machen.
Umformulieren: „Interessant, dass du das so siehst. Ich sehe das etwas anders.“
Direkt benennen: „Das klingt wie ein Kompliment, das gleichzeitig bewertet. Ich würde mich über ein einfaches Lob freuen.“
Humorvoll entkräften:
Abwertendes Lob: „Für dein Alter siehst du gut aus.“
Humorvolle Antwort: „Versuch’s nochmal – das kannst du besser!“
Mit dieser kleinen Wendung nimmst du die Macht aus dem Satz. Du zeigst: Ich definiere mich selbst. Ich brauche keine stillen Bedingungen, um gut zu sein.
Den eigenen Wert stärken
Solche Komplimente sind auch eine Chance zur Selbstreflexion: Welche alten Glaubenssätze werden hier aktiviert? Welche Stimmen aus der Kindheit, die uns sagen wollten, dass wir nicht genug sind, melden sich?
Wenn wir unsere eigenen Stärken anerkennen und lieben, wird es einfacher, souverän zu bleiben. Wir brauchen die Zustimmung anderer nicht, um uns wertvoll zu fühlen.
Abwertende Komplimente werden dann nur noch das, was sie sind: Worte. Worte, die wir hören, aber nicht über uns bestimmen lassen. Und das ist ein unglaublich befreiendes Gefühl.





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