„Looksmaxxing“ – Wenn Selbstoptimierung lebensgefährlich wird
- info119720
- vor 3 Stunden
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Ich begegne ich immer öfter Geschichten über Menschen, die unter einem enormen Druck leiden: Sie fühlen sich unzulänglich, „nicht schön genug“, „nicht männlich genug“, „nicht weiblich genug“.
Vieles davon hat seinen Ursprung in Communities und Foren, die sich mit „Looksmaxxing“ beschäftigen – also der radikalen Optimierung des eigenen Aussehens.
Was auf den ersten Blick harmlos klingt – Tipps für Fitness, Hautpflege, Styling – hat in der Realität oft eine dunkle Seite. In diesen Foren werden nicht nur Diäten oder Cremes empfohlen, sondern auch hochgefährliche Selbstversuche.
Menschen bringen sich buchstäblich in Lebensgefahr, um einem verzerrten Ideal zu entsprechen:
Fettwegspritzen (Lipolyse-Mittel), die ohne medizinische Begleitung ins Gesicht gespritzt werden, weil jemand in einem Forum „gelesen hat“, dass es hilft. Diese Mittel sind verschreibungspflichtig, können schwere Gewebeschäden und Entzündungen verursachen – bis hin zu bleibenden Entstellungen.
Hammerschläge oder gezielte Traumata ins eigene Gesicht, um angeblich „Knochenstruktur“ zu verändern. Diese Praktiken stammen aus fragwürdigen Forenbeiträgen und können Kieferbrüche, Nervenschäden, dauerhafte Schmerzen und Traumatisierungen verursachen.
Illegale Injektionen mit nicht geprüften Substanzen, gekauft im Internet, ohne jede medizinische oder hygienische Kontrolle.
Besonders oft lese ich in diesen Foren auch Empfehlungen zu Hyaluronsäure-Fillern, die angeblich „ungefährlich“ seien. Fakt ist: Selbst wenn diese Substanzen von Fachärzt:innen gespritzt werden, sind sie nicht frei von Risiken. Es kann zu Entzündungen, Gefäßverschlüssen, Nekrosen (Absterben von Gewebe) und im schlimmsten Fall sogar zu Erblindungen kommen, wenn Hyaluron in ein Blutgefäß gerät.
Wer sich solche Substanzen ohne Fachkenntnis selbst injiziert, geht ein unkalkulierbares Risiko ein.
Ein Aspekt, der in diesen Diskussionen fast immer fehlt: Die Vorbilder, denen man nacheifert, sind selten „natürlich perfekt“. Die makellosen Gesichter und Körper in Social Media sind oft das Ergebnis von:
Professionellem Make-up und Styling
Fotobearbeitung & Filtern
Inszenierten Posen und Lichtverhältnissen
Teilweise auch Operationen oder teuren Behandlungen
Es ist eine Inszenierung, keine Realität. Wenn wir uns damit vergleichen, vergleichen wir uns mit etwas, das gar nicht existiert.
Als Therapeutin sehe ich hier nicht nur die körperlichen, sondern vor allem die psychischen Schäden. Menschen verlieren nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihr Selbstwertgefühl. Sie glauben, ihr Wert hänge ausschließlich von Äußerlichkeiten ab. Was bleibt, ist häufig ein verletztes Inneres, das nach Anerkennung schreit.
Ich möchte deutlich sagen: Schönheit und Attraktivität sind subjektiv. Kein Filter, keine Operation und kein „Hack“ aus einem Forum kann innere Leere füllen oder echte Selbstakzeptanz ersetzen. Was wirklich heilt, ist der Weg nach innen: das Anerkennen der eigenen Verletzlichkeit, das Entwickeln von Selbstmitgefühl und das Erlernen eines liebevollen Umgangs mit sich selbst.
Mein Appell: Wenn du merkst, dass dich diese Foren und Inhalte immer stärker unter Druck setzen oder sogar dazu verleiten, gefährliche Dinge mit deinem Körper zu tun, such dir Hilfe. Sprich mit Freund:innen, Familie, Therapeut:innen oder Beratungsstellen. Dein Wert hängt nicht von deinem Aussehen ab – und schon gar nicht von Selbstverletzung.
Es ist nicht deine Aufgabe, dich bis zur Selbstzerstörung zu „optimieren“. Es ist deine Aufgabe, dich selbst zu finden.

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