In meiner Praxis habe ich schon oft mit Menschen gesprochen, die in Beziehungen mit narzisstischen Partnern gefangen waren. Ihre Geschichten sind geprägt von Verwirrung, Schmerz, aber auch Hoffnung.
Oft stellt sich ihnen die quälende Frage: „War das überhaupt echte Liebe?“
Selbstzentriertheit – Wenn Liebe nur einseitig scheint
Eine Klientin, nennen wir sie Anna, erzählte mir unter Tränen von den ersten Monaten mit ihrem Partner. „Er hat mich wie eine Königin behandelt, alles drehte sich um mich“, sagte sie. Doch bald merkte Anna, dass seine Aufmerksamkeit vor allem davon abhing, wie sehr sie ihm bewundernde Blicke zuwarf oder seine Wünsche erfüllte. „Ich dachte, wir wären ein Team, aber eigentlich ging es immer nur um ihn.“ Annas Schmerz zeigt, wie schwer es ist, zu erkennen, dass narzisstische Liebe oft von Selbstzentriertheit geprägt ist. Es kann sich anfangs echt anfühlen, doch bald wird klar, dass die Bedürfnisse des Partners kaum Platz haben.
Manipulation – Das unsichtbare Netz
Ein anderer Patient, Markus, schilderte mir, wie er sich immer kleiner fühlte, je länger er mit seiner Partnerin zusammen war. „Am Anfang dachte ich, ich hätte die Frau meines Lebens gefunden. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich nur noch funktioniere, um ihr zu gefallen.“ Sie nutzte subtile Schuldzuweisungen und Lobentzug, um ihn zu kontrollieren. Markus fühlte sich gefangen in einem Netz aus Manipulation – und fragte sich, ob ihre Liebe je echt war oder nur eine Illusion.
Intensität – Feuer, das schnell erlischt
Dann gibt es die Geschichte von Lara, die von einer leidenschaftlichen Romanze erzählte. „Er hat mich auf Händen getragen, mir gesagt, ich sei seine Seelenverwandte.“ Doch nach wenigen Monaten wandelte sich die Begeisterung. „Plötzlich war ich nicht mehr genug. Alles, was er anfangs an mir liebte, war ihm egal oder störte ihn.“ Diese intensiven Anfänge narzisstischer Beziehungen können echte Gefühle der Zuneigung enthalten, aber sie brennen oft schnell aus, wenn die Idealisierung endet.
Empathiemangel – Der Schmerz, nicht gesehen zu werden
Eine andere Klientin, Sabine, berichtete, wie unsichtbar sie sich fühlte. „Ich habe ihm gesagt, wie sehr mich sein Verhalten verletzt, aber es schien ihn nicht zu interessieren.“ Dieser Mangel an echter Empathie lässt viele Menschen in narzisstischen Beziehungen verzweifeln. Sabines Erfahrung zeigt, wie schwer es ist, wenn der Partner nicht in der Lage ist, Gefühle und Bedürfnisse wirklich nachzuvollziehen.
Eigeninteresse – Liebe mit Bedingungen
Und dann war da Thomas, der lange Zeit glaubte, seine Partnerin würde ihn aufrichtig lieben. „Sie war für mich da, solange ich ihr gegeben habe, was sie brauchte – ob es Aufmerksamkeit, finanzielle Sicherheit oder soziale Anerkennung war.“ Doch sobald er selbst Hilfe brauchte, zog sie sich zurück. Thomas musste erkennen, dass ihre Liebe zwar echt war, aber vor allem von Eigeninteresse geprägt.
Ein Funke Echtheit im Schatten des Narzissmus
Diese Geschichten zeigen, dass narzisstische Liebe nicht einfach schwarz-weiß ist. Es können durchaus echte Gefühle im Spiel sein – Momente, in denen sich Klienten geliebt und gebraucht fühlen. Doch oft stehen diese Momente im Schatten von selbstsüchtigen Motiven und einem Mangel an echter Verbindung.
Für die Betroffenen ist es wichtig, diese Dynamiken zu erkennen, um ihren eigenen Wert wiederzufinden und Heilung zu erfahren.
Denn auch wenn die Liebe eines Narzissten nicht völlig unecht ist, so reicht sie oft nicht aus, um eine gesunde und erfüllende Beziehung zu tragen.

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