Enkeltrick und Co. - Schockanrufe
- info119720
- 7. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 7 Tagen
Wie Betrüger mit unseren Gefühlen spielen – und was wir dagegen tun können
Plötzlich klingelt das Telefon. Am anderen Ende der Leitung: Panik. Ein Unfall. Ein Krankenhaus. Ein geliebter Mensch in Not. Und dann der Satz, der alles aus dem Ruder bringt: „Wir brauchen dringend Geld. Sofort.“
In meiner täglichen Arbeit mit Menschen begegnen mir viele Ängste – aber kaum etwas wirkt so lähmend wie der Gedanke, einen Angehörigen zu verlieren oder ihm nicht helfen zu können. Genau das machen sich Täter zunutze. Mit perfiden Betrugsmaschen wie dem „Enkeltrick“, Schockanrufen oder vermeintlichen Kautionsforderungen greifen sie gezielt unser Urvertrauen an – und damit unsere psychische Stabilität.
Und ja: Es trifft nicht nur ältere Menschen. Es trifft uns alle. Weil wir lieben. Weil wir helfen wollen. Weil wir glauben wollen.
Der Betrug hat ein neues Gesicht – und sogar eine neue Stimme
Was früher durch mühsam gespielte Rollen am Telefon versucht wurde, läuft heute hochprofessionell, oft mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz. Eine kurze Sprachnachricht, ein Facebook-Video, ein YouTube-Kommentar – mehr brauchen Kriminelle nicht, um mit sogenannten Deepfakes Stimmen täuschend echt zu imitieren. Plötzlich klingt der Anrufer tatsächlich wie der Sohn, die Enkelin oder der beste Freund. Und schon hat man das Gefühl: Ich muss sofort handeln.
Das ist die eigentliche Tragödie hinter diesen Anrufen: Sie bringen uns dazu, unsere Instinkte zu übergehen. Unsere Schutzmechanismen abzuschalten. Denn in dem Moment, in dem wir glauben, jemand, den wir lieben, sei in Gefahr, handeln wir nicht mehr rational – wir handeln aus Angst.
Die Macht des Überrumpelns – und wie wir sie durchbrechen
Als Leiterin des Wehr Dich-Trainings erlebe ich oft, wie Menschen in Extremsituationen ihr inneres Gleichgewicht verlieren. Aber ich sehe auch: Es lässt sich trainieren, die eigene Handlungsfähigkeit zu behalten. Der erste Schritt ist Wissen.
Deshalb: Bitte merken Sie sich diese Grundregel – wenn in einem Anruf das Wort Kaution fällt, ist das ein Warnsignal! Dann geht es nicht mehr um Hilfe. Dann geht es um Betrug.
Die Maschen sind vielfältig, doch das Muster ist immer gleich:
Es wird eine Notsituation erfunden.
Es wird massiver Druck aufgebaut.
Es geht um Geld. Immer.
Wissen schützt – und Selbstvertrauen auch
Sie können sich und andere mit einfachen Verhaltensweisen schützen:
1. Niemals raten, wer anruft. Lassen Sie sich den Namen nennen.
2. Keine persönlichen Informationen preisgeben. Auch nicht aus Freundlichkeit.
3. Vertrauen ist gut, Rückruf ist besser. Rufen Sie unter der Ihnen bekannten Nummer zurück.
4. Sprechen Sie mit Ihren Liebsten über solche Fälle. Aufklärung ist der beste Schutz.
5. Verwahren Sie größere Geldbeträge niemals zu Hause.
6. Geben Sie niemals Geld an Fremde. Auch nicht an angebliche Polizisten.
7. Codewörter vereinbaren. Das schafft eine sichere Ebene in echten Notfällen.
8. Lassen Sie sich nicht drängen. Angst ist ein schlechter Ratgeber – Ruhe ist Ihr Schutzschild.
Zusammen sind wir stärker – im Gespräch, in der Vorsorge, im Vertrauen
Ich ermutige jede und jeden von Ihnen: Sprechen Sie mit Ihren Eltern, Großeltern, Kindern. Klären Sie auf. Legen Sie gemeinsam Strategien fest. Betrug ist keine Schwäche – aber unvorbereitet sein macht verwundbar.
Und an alle, die bereits betroffen sind: Es ist nicht Ihre Schuld. Lassen Sie sich nicht von Scham lähmen. Reden Sie darüber, zeigen Sie die Tat an. Jeder gemeldete Fall hilft der Polizei, diese Täter zu überführen. Jeder offene Austausch hilft, andere zu schützen.
Wir leben in einer Zeit, in der unsere Emotionen zur Zielscheibe geworden sind. Aber wir sind diesen Angriffen nicht schutzlos ausgeliefert. Mit Wissen, Achtsamkeit und einem starken Netzwerk können wir uns wehren – und andere schützen.
In meinen Sicherheitstrainings lehre ich genau das: Grenzen setzen, wach bleiben, psychisch stabil bleiben – auch in Schocksituationen. Denn Stärke beginnt im Inneren.
Bleiben Sie wachsam. Und bleiben Sie verbunden – mit sich selbst und mit denen, die Ihnen wichtig sind.

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