Cybergrooming – Wenn Kinder betroffen sind: Hinsehen. Zuhören. Schützen.
- info119720
- vor 7 Tagen
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Als Heilpraktikerin für Psychotherapie und Leiterin des Wehr Dich Sicherheitstrainings sehe ich es als meine Aufgabe – ja, als meine Verantwortung – hinzuschauen, wo andere lieber wegsehen. Und es gibt Themen, die uns mitten ins Herz treffen.
Cybergrooming ist eines davon.
Denn hinter diesem nüchternen Begriff verbirgt sich etwas zutiefst Verstörendes: Das vorsätzliche und manipulative Ansprechen von Kindern im Internet durch Erwachsene – mit dem Ziel, ihr Vertrauen zu erschleichen und sie sexuell zu missbrauchen.
In meiner Arbeit begegne ich immer wieder Eltern, die fassungslos sind. Die sich fragen: Wie kann das passieren? Die nicht wissen, was im digitalen Schatten stattfindet – auf dem Smartphone ihres Kindes, im scheinbar harmlosen Chatfenster einer App.
Kinder sind online – Täter auch
Die digitale Welt ist für Kinder heute alltäglich. Sie lachen, lernen, träumen – online. Und genau dort lauern Menschen, die gezielt nach Nähe suchen. Nicht, um zu helfen oder zu verstehen, sondern um zu manipulieren, zu zerstören. Oft geben sie sich als Gleichaltrige aus, hören geduldig zu, geben Komplimente, bauen Vertrauen auf. Schritt für Schritt. Bis es zu spät ist.
Was mich dabei besonders bewegt: Wie subtil dieser Prozess abläuft. Wie still der Missbrauch beginnt. Wie allein sich betroffene Kinder fühlen – aus Angst, Scham oder weil sie gar nicht begreifen, was da mit ihnen geschieht.
Was wir tun können – als Eltern, Fachleute, Menschen
Ich möchte hier keine Panik verbreiten. Aber ich möchte wachrütteln. Cybergrooming ist real. Und wir müssen Kinder schützen – nicht durch Kontrolle, sondern durch Beziehung. Denn der sicherste Ort für ein Kind ist eine liebevolle, offene und klare Verbindung zu seinen Bezugspersonen.
Hier einige Wege, wie wir gemeinsam vorbeugen können:
🔹 Begleiten statt überwachen: Kinder brauchen keine Polizisten – sie brauchen Ansprechpartner. Menschen, die sich ehrlich für ihre digitale Welt interessieren, ohne sie ständig zu kontrollieren.
🔹 Verbindliche Regeln, gemeinsam besprochen: Welche Apps sind in Ordnung? Welche Informationen gehören nicht ins Profil? Wann ist ein Chat nicht mehr okay? Diese Fragen sollten früh und offen geklärt werden.
🔹 Kein Name, kein Alter, kein Ort: Persönliche Daten sollten geschützt sein – das ist keine Übervorsicht, sondern digitale Selbstverteidigung.
🔹 Misstrauen ist Schutz: Kinder dürfen wissen: Nicht jeder Onlinefreund ist echt. Und echte Freunde fordern z.B. keine Nacktbilder.
🔹 Webcam aus – Vertrauen an: Eine abgeklemmte Kamera und ein offenes Ohr sind besser als jede Firewall.
🔹 Nein sagen üben: In Kursen wie z.B. meinem Wehr Dich Training lernen Kinder, ihrem Gefühl zu vertrauen. „Etwas fühlt sich komisch an“ reicht, um eine Grenze zu setzen – auch online.
🔹 Reden – auch über das, was weh tut: Ein Kind, das weiß, dass es bei Mama oder Papa nicht mit Verboten, sondern mit Verständnis rechnen kann, wird sich eher anvertrauen. Und manchmal reicht dieses eine Gespräch, um Schlimmes zu verhindern.
Schutz beginnt mit Beziehung
Wenn wir Kinder schützen wollen, dann beginnt das nicht im App-Store oder mit dem nächsten Sicherheits-Update. Es beginnt in unseren Herzen. In unserem Mut, Fragen zu stellen. In unserer Bereitschaft, schwierige Themen anzusprechen – frühzeitig, ehrlich und ohne Scham.
Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam ein Netz aus Vertrauen und Aufmerksamkeit knüpfen, das unsere Kinder trägt. Online wie offline. Denn sie haben ein Recht auf Sicherheit. Und wir haben die Pflicht, sie ihnen zu geben.

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