Zwischen Hoffnung und Schmerz: Wenn Narzissten uns "benchen" – ein stilles Leiden im Schatten des Herzens
- info119720
- vor 2 Tagen
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Es beginnt oft leise. Eine Nachricht hier, ein charmantes Kompliment da. Es fühlt sich an wie ein zartes Pflänzchen, das gerade beginnt zu wachsen. Hoffnung keimt auf – vielleicht ist es diesmal wirklich etwas Echtes. Doch je mehr man sich einlässt, desto öfter bleibt die Antwort aus. Treffen werden verschoben, Versprechen bleiben vage, der Kontakt ist da – aber nie ganz. Man wartet, hofft, zweifelt.
In meiner Praxis begegnen mir immer wieder Menschen, die in genau dieser unsichtbaren Warteschleife festhängen. Sie wurden „gebencht“.
Was bedeutet „Benching“?
Benching – wie die englische Metapher eines Ersatzspielers auf der Bank – beschreibt ein Verhalten, bei dem jemand absichtlich unverbindlich bleibt. Die Person signalisiert Interesse, aber nicht genug, um eine echte Beziehung einzugehen. Man wird „warm gehalten“, emotional gebunden – ohne echte Perspektive.
Viele meiner Patientinnen und Patienten berichten von genau diesem Gefühl:
„Er hat mir immer wieder kleine Hoffnungen gemacht. Gerade, wenn ich gehen wollte, kam wieder eine Nachricht. Und ich bin geblieben.“– Sophie, 36
Wenn Narzissmus ins Spiel kommt
Dieses Verhalten tritt besonders häufig bei narzisstischen Persönlichkeiten auf. Narzissten nutzen Benching nicht zufällig – es ist Teil ihrer manipulativen Strategie, um Macht, Kontrolle und Aufmerksamkeit zu sichern. Sie wollen Bestätigung, Bewunderung – aber ohne die Verantwortung, die mit echter Nähe einhergeht.
Sie geben dir gerade genug, damit du bleibst. Aber nie genug, damit du dich sicher fühlst.
„Ich habe irgendwann gemerkt, dass es nie um mich ging. Es ging immer nur darum, wie ich ihn sehen sollte. Ich war Spiegel, keine Partnerin.“– Mira, 29
Die emotionalen Folgen: Ein leiser Schmerz, der bleibt
Für die Betroffenen ist diese Art der Beziehung zutiefst verletzend. Das ständige emotionale Hin und Her zermürbt. Es nagt am Selbstwertgefühl, lässt Zweifel wachsen und erzeugt eine tiefe emotionale Abhängigkeit – ohne echtes Fundament.
Viele Menschen in meiner Praxis sagen Sätze wie:
„Ich habe mich selbst nicht mehr erkannt.“ „Ich war ständig in Alarmbereitschaft – wann kommt er, wann meldet er sich, was habe ich falsch gemacht?“
Dieses emotionale Ungleichgewicht kann zu Angstzuständen, innerer Leere oder depressiven Verstimmungen führen.
Warum machen Narzissten das?
Narzissten vermeiden wahre Intimität – aus Angst, sich verletzlich zu zeigen. Gleichzeitig brauchen sie die Bestätigung wie die Luft zum Atmen. Benching bietet ihnen die perfekte Bühne: Nähe vortäuschen, Distanz wahren – und dabei nie die Kontrolle verlieren.
Wie kann ich mich schützen?
Der erste Schritt ist immer das Erkennen. Wenn du dich ständig fragst, woran du bist – bist du vielleicht schon mittendrin.
Achte auf:
Unverbindlichkeit
vage Pläne
ständiges Wartenlassen
Schuldumkehr („Du übertreibst“, „Ich bin einfach beschäftigt“)
kleine Häppchen an Zuwendung, wenn du dich zurückziehst
Setze Grenzen. Stelle klare Fragen. Und wenn keine klaren Antworten kommen: Erlaube dir, zu gehen.
Du darfst dich für dich selbst entscheiden. Du darfst Liebe wollen, die dich nicht verletzt. Du darfst Nein sagen zu einer Liebe, die nur ein Spiel ist.
Ein letztes Wort an dich, wenn du gerade „auf der Bank sitzt“:
Du bist nicht zu sensibel. Nicht zu bedürftig. Nicht zu „viel“. Du bist ein Mensch mit Herz, mit Sehnsucht, mit Wert.
Und du verdienst eine Beziehung, die dir Ruhe bringt – kein ständiges Raten. Du verdienst echte Nähe. Kein Spiel.
Wenn du dich in diesen Zeilen wiedererkennst, darfst du dich trauen, Unterstützung zu holen. In einem geschützten Raum, in dem du nicht beurteilt, sondern gesehen wirst.
Ich bin für dich da.

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