Es war einmal ein junges Mädchen, das von allen nur Aschenputtel genannt wurde. Sie lebte bei ihrer Stiefmutter und deren zwei Töchtern, die sie dazu verdammten, in der Asche zu schlafen und die schmutzigsten Arbeiten im Haus zu erledigen. Doch Aschenputtel war nicht traurig. Trotz ihrer widrigen Umstände hatte sie eine unerschütterliche innere Stärke und einen klaren Verstand.
Eines Tages wurde im Königreich ein großer Ball angekündigt. Der Prinz sollte sich eine Braut wählen, und alle jungen Frauen waren eingeladen. Auch Aschenputtels Stiefschwestern freuten sich darauf und sprachen von nichts anderem mehr. Sie planten ihre Kleider, ihre Frisuren und träumten davon, den Prinzen zu heiraten und im Schloss zu leben.
Aschenputtel hingegen hatte andere Träume. Sie liebte die Natur, das Lesen und das Erschaffen von Dingen mit ihren eigenen Händen. Sie träumte nicht von einem Leben im Palast, sondern von einem Leben in Freiheit und Unabhängigkeit.
Als der Tag des Balls kam, befahl die Stiefmutter Aschenputtel, zu Hause zu bleiben und die ganze Arbeit zu erledigen. Nachdem die anderen gegangen waren, setzte sich Aschenputtel jedoch nicht weinend in die Ecke. Stattdessen holte sie ihre Nähutensilien hervor und begann, ein wunderschönes Kleid aus den Stoffresten zu nähen, die sie über die Jahre gesammelt hatte.
Während sie nähte, erschien ihre gute Fee, die wusste, dass Aschenputtel eine besondere Kraft in sich trug. "Du möchtest also auf den Ball gehen?" fragte die Fee.
Aschenputtel lächelte und schüttelte den Kopf. "Ich danke dir, gute Fee, aber ich brauche keinen Prinzen, um mein Glück zu finden. Ich möchte hinaus in die Welt, meine eigenen Träume verwirklichen und meinen Weg finden."
Die Fee war überrascht, aber auch erfreut. Sie wusste, dass Aschenputtel klug und stark war. "Was wünschst du dir dann, mein Kind?" fragte sie.
"Ich wünsche mir Werkzeuge, um eine eigene kleine Werkstatt zu eröffnen, und die Möglichkeit, das Land zu bereisen und zu lernen," antwortete Aschenputtel.
Die Fee lächelte und mit einem Wink ihres Zauberstabs verwandelte sie die alten Stoffreste in ein Reisekleid und die Kürbisse im Garten in stabile Wagenräder. Vor Aschenputtel erschien ein kleiner, aber robuster Wagen, gefüllt mit allem, was sie brauchte, um ihre Träume zu verwirklichen.
Aschenputtel verabschiedete sich von der Fee und machte sich auf den Weg. Sie reiste durch das ganze Königreich, lernte neue Handwerke, traf interessante Menschen und wuchs zu einer selbstbewussten jungen Frau heran. Sie eröffnete ihre eigene Werkstatt und wurde bald für ihre feinen Arbeiten und klugen Ratschläge bekannt.
Der Prinz, der auf dem Ball war, fand zwar eine Prinzessin, aber er hörte auch von Aschenputtels Erfolg. Eines Tages besuchte er sie in ihrer Werkstatt. "Aschenputtel," sagte er, "die Geschichten über dich sind weit und breit bekannt. Ich bin gekommen, um dich zu fragen, ob du meine Königin werden willst."
Aschenputtel lächelte freundlich. "Ich danke dir für das Angebot, aber ich bin glücklich mit dem Leben, das ich gewählt habe. Ich brauche keinen Prinzen, um mein Leben zu vervollständigen. Ich habe meinen eigenen Weg gefunden, und er führt mich dorthin, wo ich wirklich sein möchte."
Der Prinz verstand und respektierte ihre Entscheidung. Er erkannte, dass wahres Glück nicht immer in einem Schloss zu finden ist, sondern dort, wo das Herz zu Hause ist.
Und so lebte Aschenputtel weiterhin ihr erfülltes Leben in ihrer kleinen Werkstatt. Eines Tages besuchte der Prinz sie erneut. "Aschenputtel," sagte er, "ich habe über deine Worte nachgedacht. Du hast Recht – wahres Glück liegt nicht immer in einem Schloss. Ich habe das Leben im Palast hinter mir gelassen, um zu lernen, was wirklich wichtig ist."
Aschenputtel sah ihn erstaunt an. "Was möchtest du jetzt tun?" fragte sie.
"Ich möchte bei dir bleiben und gemeinsam mit dir arbeiten," antwortete der Prinz. "Ich möchte von dir lernen und ein einfaches, aber bedeutungsvolles Leben führen. Wenn du mich bei dir haben möchtest, werde ich mein altes Leben hinter mir lassen und dich auf deinem Weg unterstützen."
Aschenputtel lächelte, erfreut über die Entscheidung des Prinzen. "Wenn du das wirklich willst, bist du willkommen. Aber wisse, dass wir gleichberechtigt sind. Wir teilen alles, was wir haben, und helfen einander, unsere Träume zu verwirklichen."
Der Prinz nickte. Und so blieb er bei Aschenputtel, gab sein Schloss auf und fand an ihrer Seite ein neues Zuhause. Zusammen führten sie die Werkstatt, reisten durch das Land, lernten voneinander und lebten ein einfaches, aber erfülltes Leben.
Sie waren glücklich, nicht weil sie einander brauchten, sondern weil sie sich entschieden hatten, gemeinsam ihren Weg zu gehen.
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